Aus dem kleinen Dörfchen Dienethal bei Nassau stammt ein Mann, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein gefragter Wisenschaftler war.
SULZBACH/RHEIN-LAHN.
Karl Thomae, vor 200 Jahren in Dienethal bei Nassau geboren, machte einst in seiner heimatlichen Region zwischen Koblenz, Limburg und Wiesbaden Karriere in der Wissenschaft.
Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Idstein sowie ersten pädagogischen Praxiserfahrungen mauserte er sich zur Schlüsselgestalt der Landwirtschaftschule von Idstein, die dann nach Wiesbaden verlegt wurde. Thomae avancierte zum Professor sowie Direktor der Einrichtung, die unter seiner Regie eine jahrzehntelange Blüte erlebte, unterrichtete die Prinzen des Hauses Nassau, leitete den landwirtschaftlichen Verein der Region, veröffentlichte zahlreiche fachwissenschaftliche Beiträge und hielt popularwissenschaftliche Vorträge.
Viele Orden erhalten
Mit seinem engagierten Wirken, das Schüler sowie Zuhörer auch aus anderen Regionen anzog, erlangte er eine überregionale Bedeutung, die durch verschiedene Ehrungen bis hin zu preuÃischen sowie russischen Orden und Berufungen in verschiedene wissenschaftliche Vereine sowie Gesellschaften gewürdigt wurde. Nach Thomae wurden sogar Mineralien und Pflanzen benannt.
Die Wiege des verdienstvollen Mannes, der heute nur noch wenigen Fachleute aus der Region ein Begriff ist, stand in Dienethal. Dort wurde er am 9. Januar 1808 geboren. Sein Vater fungierte als Volksschullehrer des Ortes und drängte seinen Sprössling nach dem Schulbesuch ebenfalls in die Lehrer-Laufbahn. Zu diesem Zweck besuchte Karl Thomae zwischen 1824 und 1827 das Lehrerseminar in Idstein. Doch parallel besuchte er auch Vorlesungen über Naturwissenschaften sowie Landwirtschaft im damaligen landwirtschaftlichen Institut. Das interessierte ihn. Hiert bildete er sich auch autodidaktisch weiter. So gedieh Idstein zum Ausgangspunkt für seine spätere naturwissenschaftliche Laufbahn.
Doch zunächst wartete nach dem Abschluss auf dem Lehrerseminar die Schulpraxis auf ihn. Aber lange hielt es ihn nicht in der Lehrerstelle in Niedermeilingen bei Langen-Schwalbach. Thomae wechselte zu einer privaten Lehranstalt in Frankfurt am Main, wo er nebenbei seine Studien bei der Senckenbergischen Gesellschaft fortsetzte und seine Kenntnisse in den alten sowie neuen Sprachen vervollkommnete. Dazu sparte er eisern, bis er sich ab 1832 das Studium in Bonn leisten konnte. Er gewann das Wohlwollen seiner Bonner Lehrer, promovierte in Heidelberg und wurde von der herzoglichen Regierung für die landwirtschaftliche Bildungseinrichtung in Idstein als Lehrer übernommen, die dann nach Wiesbaden verlegt wurde. Dr. Thomae unterrichtete Landwirtschaftliche Technologie, Physik sowie Chemie, fungierte als Sekretär des Wiesbadener Vereins für Naturkunde und betreute dessen museale Sammlungen. Dazu gesellten sich fachwissenschaftliche Publikationen, Vorträge, die Herausgabe eines Wochenblattes sowie von Jahrbüchern und der Lehrauftrag für die Kinder des herzoglichen Hauses Nassau, wobei ihm Prinz Nicolaus eine lebenslange Ãhnlichkeit bewies.
Experte für Obstsorten
Nach seiner Ernennung zum Professor und kurzer Tätigkeit als landwirtschaftlicher Referatsleiter in der herzoglichen Regierung erfolgte 1849 seine Ernennung zum Direktor der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Wiesbaden, die unter ihm einen gehörigen Aufschwung nahm. Er war nun wer in der Region und auch in der Fremde gefragt. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand widmete sich Thomae in den letzten Lebensjahren verstärkt der Pomologie: "Niemand kannte so genau die Obstsorten Nassaus und ihren Standort, als er." Ãber diese Leidenschaft in Alter verstarb Thomae 1885 in Wiesbaden.
Quelle: Martin Stolzenau â Rhein-Lahn-Zeitung
Quelle: Martin Stolzenau â Rhein-Lahn-Zeitung, Koblenz â Ausgabe Nr. 13 vom 16.1.2008
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